Projektchronik
Das „Teaching Staff Ressource Center“ sammelt Materialien zum öffentlichen Gebrauch von Geschichte. Diese Chronik fasst die Projekte knapp zusammen, in denen die Materialien über die Jahre entstanden.
2017-2018: Projektseminar zum Gebrauch von Geschichte – Museum, Denkmal, Film, Bild und Führung in Gettysburg (USA) und Grunwald/Tannenberg (Polen)
Die Schlacht von Gettysburg (1863) und die Schlacht bei Tannenberg (1410) sind zentrale Erinnerungs- und Gedächtnisorte in den USA und Polen. Auch im deutschen Kontext stellen sie einen (migrantischen oder erlöschenden) Erinnerungsort dar. In einem kooperativen Projektseminar von Geschichtswissenschaft und Geschichtsdidaktik erkundeten die Teilnehmenden unterschiedliche Präsentations- und Aktionsformen zu den beiden Schlachten. Insbesondere Museum, Denkmal, Film, Bild und Führung stehen als spezifische Repräsentationen von Geschichte im öffentlichen Raum im Mittelpunkt.
Das Projektseminar im Sommersemester 2017 erarbeitete die Grundlagen, um die unterschiedlichen Geschichtssorten in einem kollaborativen Projektseminar von Lehramtsstudierenden und Studierenden im Bachelor-/Master-Hauptfach Geschichte zu erschließen. Das Seminar fand als Co-Teaching-Veranstaltung mit insgesamt vier Lehrenden statt. Die Sitzungen wurden zum Teil im Gesamtplenum aller Teilnehmenden, zum Teil in kleineren thematischen Gruppen abgehalten.
Im Seminarverlauf erarbeiteten sich die Teilnehmenden methodisch-theoretisch begründete, allgemeine Handreichungen zur Erkundung von Geschichte im Museum, in Denkmälern, Film, Bild und Führung. Sie setzten sie sich u. a. mit Theorieangeboten der Geschichtsdidaktik, der Geschichtstheorie und der Medien- und Kommunikationswissenschaften auseinander. Daneben erschlossen sie die historischen Kontexte zur Schlacht von Gettysburg und zur Schlacht bei Tannenberg.
2017 Juli: Exkursionen nach Gettysburg (USA) und Grunwald / Tannenberg (Polen)
Im Juli 2017 wurden die ersten Entwürfe von Handreichungen bei Exkursionen nach Gettysburg (USA) und Grunwald/Tannenberg (Polen) an konkreten Beispielen vor Ort angewendet. Die Teilnehmenden erkundeten die historischen Repräsentationen vor Ort und nutzten hierfür die zuvor erarbeiteten Materialien.
Im Anschluss an die Exkursionen erfolgte eine Überarbeitung der Handreichungen aufgrund der Erfahrungen. Sie wurden mit dem Ziel aufgearbeitet, um sie in der Schul- und Erwachsenenbildung einzusetzen.
2018-2019: Buchprojekt „Geschichtssorten erschließen“
Nach Abschluss aller Prüfungen im obigen Seminar mündete die Arbeit an den Handreichungen zum Sommersemester 2018 in ein Buchprojekt. Die Arbeitsergebnisse veröffentlicht der Verlag der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg als E-Book (ISBN 978-3-946246-15-2; Open Access). Siehe einen Überblick über das E-Book auf der entsprechenden Unterseite.
Unter dem Arbeitstitel „Geschichtssorten erschließen. Zum Umgang mit Geschichte im öffentlichen Raum“ bindet das EBook zunächst die Geschichtssorten „Bild“ (Nina Gras, Benet Lehmann), „Denkmal“ (Marlon Bäumer, Hannah Rentschler, Benjamin Roers, Mara Weise) und „Reenactment“ (Anna Bleer, Annika Kopisch, Dennis Ledderer, Otto Sehlmann) von studentischen Schreibteams ein. Ein weiteres Kapitel wird Nico Nolden über „Digitale Spiele“ beisteuern (siehe zu dem Anschlussprojekt unten). Leider konnten sich die Studierenden, die sich im Seminar mit den Geschichtssorten „Film“ und „Museum/Ausstellung“ befassten, bislang nicht dazu entschließen, sich an der Publikation zu beteiligen.
Die Dozierenden des Projektseminars zu Gettyburg und Tannenberg beteiligen sich mit Beiträgen über Grundlagen. So erläutert Thorsten Logge „Geschichtssorten und Public History“. Fragen der Geschichtsdidaktik beantwortet Andreas Körber. Sebastian Kubon beleuchtet das Verhältnis zwischen Geschichtssorten und Historischen Hilfswissenschaften. Als Leiterin der Landeszentrale für Politische Bildung Hamburg fügt Sabine Bamberger-Stemmann einen Beitrag über „Öffentliche Geschichte in der politischen Bildung“ hinzu.
Ein Veröffentlichungstermin wird noch bekanntgegeben.
2018: Projekt Lehrlabor „Repositorium HistoGames“
Im Wintersemester 2018 startete Nico Nolden ein weiteres Lehrlabor-Projekt im Rahmen der Initiative zur Lehrerprofessionalisierung (L3Prof) an der Universität Hamburg (Abstract). Dabei standen dieses Mal Digitale Spiele und ihre historischen Inszenierungen im Mittelpunkt. Das einjährige Projekt erweiterte das TSRC in zwei Phasen. In einem ausführlichen Beitrag auf der Webseite des Arbeitskreises für Geschichtswissenschaft und digitale Spiele (AKGWDS) erläuterte Nolden als Koordinator die Vorgehensweise (Geschichtsunterricht – auf’s Spiel gesetzt? Das Repositorium HistoGames, in: gespielt vom 31.10.2018. Online unter: https://gespielt.hypotheses.org/2059).
2018-2019: Projektseminar „Repositorium HistoGames“
Schon vor Projektstart sammelte Nolden die Ideen und Wünsche zahlreicher Lehrender in Hamburg und dem übrigen Bundesgebiet, um die gemeinsame Arbeit im Projektseminar möglichst auf die Vorstellungen aus der schulischen Praxis abzustimmen. Im Wintersemester erarbeiteten sich Studierende aus Public History und der Geschichtsdidaktik in einem kollaborativen Projektseminar zunächst Strategien, um sich interdisziplinär der Geschichtssorte zu nähern. Geschichtsdidaktiker Alexander Buck führte daher in die erziehungswissenschaftlichen Notwendigkeiten ein, bevor Nolden mit den Studierenden die Struktur und Inhalte historische Inszenierungen in digitalen Spielen erarbeitete. Auf dieser Basis erarbeitete Daniel Giere mit den Studierenden innerhalb eines Monats Prototypen für Unterrichtskonzepte, die jetzt das TSRC bereitstellt, um sie im Schulunterricht anzuwenden und fortzuentwickeln.
2019: Projektkurs „Evaluation historischen Lernens“
Ebenso wichtig für das Gesamtprojekt war die zweite Phase des Projektes. Die entstandenen Unterrichtskonzepte wurden an mehreren Schulen durch Studierende des Lehramtes im Kernpraktikum erprobt. Parallel entwickelten ein Begleitseminar der Geschichtsdidaktik und das Projektseminar „Evaluation historischen Lernens“ in der Public History die Entwürfe weiter. Ziel dieser umfassenden Überarbeitung und Erprobung in der Praxis war es, nicht nur das Wissen über historische Inszenierungen in digitalen Spielen und die Unterrichtsabläufe zu erarbeiten, sondern selbst in der Unterrichtspraxis anzuwenden, daraus Rückschlüsse zu ziehen und das Material entsprechend zu überarbeiten. Diese Berichte und Überarbeitungen der ursprünglichen Konzepte stellt nun das TSRC ebenfalls bereit.
Ist es auch ungewohnt für alle Beteiligten, die Arbeitsergebnisse von verschiedener Qualität zu veröffentlichen, legen sie doch transparent den Arbeitsprozess und -fortschritt offen. Denn hinzu kommen Feedbacks und Beurteilungen durch die Lehrenden sowie studentische Rezensionen über die ursprünglichen Unterrichtskonzepte. Im Ergebnis ermöglicht diese vernetzte Publikation Lehrenden also nicht nur, vorgefertigte Unterrichtskonzepte mit dem beigefügten Material anzuwenden. Vielmehr können sie den Überarbeitungsprozess selbst zur Reflexion des Arbeitsprozesses nutzen, um eigene Materialien zu entwickeln. Das TSRC steht solchen Bemühungen offen und einladend gegenüber. Der Wunsch ist, auch diese sekundären Überarbeitungen zu den Entwürfen mit zu veröffentlichen.